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Akif Pirincci 11.05.2013 09:22 +Feedback
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Akif Pirincci 11.05.2013 09:22 +Feedback
Quelle: http://tangsir2569.wordpress.com/turkentum/der-indische-genozid/
“Der Mohammedanische Raubzug Indiens ist die vermutlich blutigste Episode in der Menschheitsgeschichte. Die entmutigende Moral dahinter ist, dass Zivilisation ein kostbares Gut ist, dessen filigranes Gleichgewicht von Ordnung, Freiheit, Kultur und Frieden, jederzeit von Barbaren von aussen oder durch deren Wachstum innerhalb der Zivilisation selbst, umgestürzt werden kann.” Will Durant
Vorgeschichte
Indien war auch in vorislamischen Zeiten Schauplatz von Kriegen zwischen indischen Prinzen, aber in all ihren Kriegen hielten sich die Inder an Konventionen und Ehrenkodices, die durch die Shatra geregelt wurde. Die niederen Kasten und Priester wurden nicht belästigt, die Kühe wurden nie getötet, die Tempel nicht zerstört, und die Unschuld der Frauen und Mädchen nicht angetastet. Die nicht-kämpfende Bevölkerung wurde nicht getötet oder in Gefangenschaft genommen und Siedlungen wurden nicht angegriffen, ausser es handelte sich um einen militärischen Stützpunkt. Zivilisten wurden nicht beraubt und ihr Besitz nicht geplündert, wie auch Beute nicht Ziel der Kriege war. Die kriegerischen Kasten die zumeist auf offenem Feld gegeneinander kämpften, hatten ein Ehrencodex (z.B. keine Waffen oder Rüstungen, die den Heldenmut in Frage stellen, Verschonung eines Gefangenen oder von dritter Seite bedrängten Gegners). Märtyrertum Im Namen der Ehre, des Sieges oder für materiellen Gewinn, galt als eine Sünde die schwerer wog als der Tod selbst. Nachdem der Islam seine hässlische Fratze erhoben hatte, sollten nun auch die Inder einen Feind kennenlernen der all diese Sünden und Unehrenhaftigkeiten zum Tugend erhob. Ob Raub, Plünderung, Vergewaltigung, Mord und Selbstopferung im Namen der Religion, als auch auch der Terror gegen Zivilisten um den Sieg zu ergattern, so galt all dies als der heilige Weg des Jihad, dessen Prophet selbst sich schon derselben Mittel bedient hatte. So etablierten sich rasch die Begriffe Mujahid (heiliger Krieger) als auch Ghazl (Mörder von Kufar[Ungläubige]), die im Dienste Allahs und seinem Propheten Tod und Verderben über die Menschheit brachten.
Die Inder, wie die Perser zuvor, sahen sich einem Feind gegenüber, der im Namen Gottes Taten begang, die zuvor in jede Zivilisation zurecht als Barbarentum verdammt waren. Padmanabha beschreibt die damaligen Feinde in seinem Epos Kanhadade Prabandha (1456 n. Chr.):
Die einfallenden Armeen brannten Dörfer nieder, verwüsteten das Land, plünderten die Menschen aus, nahmen Priester, Kinder und Frauen als Sklaven gefangen, peitschten diese mit Lederpeitschen aus, trugen mobile Gefängnisse mit sich und konvertierten die Gefangenen in folgsame Türken.”
Dies schrieb Padmanabha über die Geschehnisse im Jahre 1298 n. Chr. Die Grausamkeiten der Türken hingegen hatten schon 300 Jahre zuvor mit Mahmud Ghaznavid angefangen, die die Gräueltaten der überfallenden Araber zuvor in den Schatten stellen sollte.
Die Umayyaden
Die muslimische Eroberung Indiens begann durch die arabischen Horden, die zuvor bereits Persien unterworfen hatten. Im Jahre 664 führte Al Muhallab ibn Abi Suffrah des umayyadischen Kaliphats, den ersten Vorstoss nach Multan, auch bekannt als die Stadt aus Gold, und kehrte von dort mit Reichtümern und Kriegsgefangenen zurück. Der letzte Vorstoss der Umaayiden unterMuhammad bin Qasim, endete mit einer Niederlage der Mohammedaner in der Schlacht von Rajasthan im Jahr 738 n. Chr. Dennoch gelang es ihm vorher große Mengen an Reichtum zu erbeuten und die in den eroberten Gebieten, zahlreich zu findenden Tempel, zu zerstören und an ihrer Stelle Moscheen zu bauen oder bestehende in Tempel in Moscheen zu verwandeln. Ein Fünftel der Beute bestand aus Sklaven. Die kämpfenden Männer wurden alle umgebracht, und ihre Frauen und Kinder als Sklaven abtransportiert. Die Städte die Widerstand leisteten mussten ein besonders hohes Blutzoll leisten, und so wundert es nicht dass die hinduistisch-buddhistische Bevölkerung von Sindh, die Eroberer als zerstörungswütige Monster ansahen. Bin Qasim brauchte nur drei Tage um alle Bewohner der Hafenstadt Dabal zu massakrieren. U.T. Thakkur bezeichnet diese Zeit als die dunkelste Periode in der Geschichte der Sindh. In dieser Periode der arabischen Fremdherrschaft, kam es zu zahlreichen Zwangskonvertierungen durch die Mittel der puren Gewalt, der Jizya und Dhimmitum. Es bleibt anzumerken dass neuere Forschungen auf diesem Gebiet, immense Gefahren mit sich bringen, da eine kritische Darstellung der muslimischen Invasion nicht erwünscht sind. Das musste auch der Sindhi Historiker G.M Syed erfahren der 1964 wegen seiner Forschungsergebnisse in Pakistan inhaftiert wurde. Er beschreibt die Herrschaft von Raja Dahir als tolerant. Aus Persien geflohene Zoroaster und Buddhisten hatten ihre eigene Tempel und lebten friedlich Seit an Seit. Syed zufolge war das Motiv für die arabische Invasion die, dass Raja Dahir sasanidische Adelige und Generale Zuflucht gewährt hatte. Die Umayiden fürchteten um eine potentielle Allianz und Gegenangriff der Sindh und Sasaniden vom indischen Boden aus. Noch heute beschreibt die offizielle pakistanische Geschichtsschreibung, den Einfall von Mohammad Bin Qasim, als Segen und Akt der Befreiung der Sindh von der hinduistischen Tyrannei, wohingegen Reihân Biruni ein Bild einer toleranten Gesellschaft entwirft, in der die Kasten relativ friedlich koexistierten.
Mahmud von Ghazni
Die Gebiete Baluchistan, Sindh und Multan blieben unter muslimischer Kontrolle, bis auf Punjab. Bis zu der Herrschaftszeit Mahmud von Ghazni, genoss das restlichen Indien eine gewisse Ruhepause, bis dieser türkischer Madman die Weltbühne betrat. Klar türkischen Ursprungs gefiel sich dieser Massenmörder in der Rolle, als Nachfahre der Sasaniden. Links eine relativ naturgetreue Darstellung, wohingegen er auf vielen anderen Portraits iranische Züge trägt. Insgesamt startete dieser türkischer Monster, 17 Kampagnen gegen Indien, in dessen Verlauf Mord und Zerstörung über Indien hereinbrach. Reihân Biruni spricht von unaussprechlichen Gräueltaten der Türken gegen die Inder und von der 30 Jahre währenden Schlachten und Kriege des „Yamin Ol Dowle Mahmoud“. Wie am Namen dieses Unhold zu erkennen ist, gehörte Mahmud von Ghazni zum türkischen Stamm, das später in Iran die Kadjaren hervorbrachte. Vom Reichtum der Inder geblendet, begann Mahmud von Ghazni den totalen Krieg gegen Indien.
Ein Konzept, das den Indern damals gänzlich neu erschien, wie es der kashmirische Historiker Kalhana in seinem Buch Rajatarangini beschreibt. Will Durant schreibt: Mahmud von Ghazni gab vor gegen hinduistische Götzenanbeterei zu Felde zu ziehen und begann schon bei seiner ersten Kampagne in Bhimnagar, damit an Menschen zu massakrieren, Tempel zu zerstören und mit Reichtümern nach Ghazni zurückzukehren. Seinen Männern gab er freie Hand zu brandschatzen und zu töten. Er drückte seine Bewunderung für die heiligen Schreine der Inder aus, deren Nachbildung 100 Millionen Dinar gekostet hätte und die Arbeit von 200 Jahren darstellten. Er befahl diese Schreine mit Naphta zu übergiessen und liess sie in Flammen aufgehen. Jeder Winter aufs Neue wiederholten sich diese Szenen des islamischen Terror gegen das indische Subkontinent. Statuen, Schreine und Tempel fielen dem türkischen Terror anheim. Sechs Jahre später überfiel er Somnath und tötete 50.000 seiner Bewohner und plünderte seine Reichtümer. Er liess zuweilen auch welche am Leben um sie mit nach Ghazni zu nehmen, und sie dort als Sklaven zu verkaufen. Der Anzahl der Sklaven schwoll aber nach einigen Jahren so an, dass die Käufer kaum noch bereit waren ein paar wenige Schillinge für sie zu zahlen. Nach seine Eroberungen 1008, schreibt sein Sekretär Utbi in seinem Werk Tarikh-i-Yamini:
Das Blut der Ungläubigen floss so reichlich (bei Thanesar), dass sich der Fluss Rot färbte und die Menschen nicht in der Lage waren das Wasser daraus zu trinken. Die Beute des Sultan ist unmöglich zu zählen. Allah sei gelobt für die Ehre die er über den Islam und die Muslime brachte.
1018 schliesslich überquerte Ghazni den Yamuna-Fluss und drang in das Innere Indiens. Utbi beschreibt was in Mathura geschah:
Die Ungläubigen.. verliessen das Fort und versuchten das schäumende Fluss zu überqueren.. viele aber wurden erschlagen, Gefangen genommen oder ertränkt.. Fast 50.000 Männer wurden getötet.
Mahmud von Ghazni befahl alle Tempel mit Naphta zu übergiessen und sie dem Erdboden gleich zumachen. Die Brandschatzung der Stadt dauerte 20 Tage. Die türkische Horde zieht daraufhin nach Kanauj, wo nach Utbi, annähernd 10.000 Tempel standen. Viele Bewohner flohen und die die blieben wurden erschlagen. Die Brahmane von Munj kämpften bis zum letzten Mann, nachdem sie ihre Frauen und Kinder ins Feuer geworfen hatten, damit sie nicht als Beute der Türken endeten. Er liess die Festungen dort einreissen und die Bewohner unter den Ruinen lebendig begraben. Utbi beschreibt wie die Muslime Die Feuer- und Sonnenabeter (Zoroaster) abschlachteten, und danach drei Tage damit beschäftigt waren die Leichen nach Beute zu durchsuchen. Die Überreste des berühmten Sivalinga wurden nach Ghazni geschafft und dort zu Stufen des dortigen Jama Masjid verarbeitet. Der Rest wurde nach Mekka, Medina und Baghdad gebracht, um auf der selben Art und Weise entweiht zu werden.
Mahmud von Ghazni wird im heutigen Afghanistan und Pakistan als Held und Förderer der Künste gefeiert und verehrt. Im aus dem Sindh ins Persische übersetzte Buch vonMuhammad ‘Ali bin Hamid bin Abu Bakr (Chach-na’ma/Tari’kh-I Hind wa Sind), wird die Invasion als ein Einfall von Barbaren bezeichnet, die mordend und plündernd über das Land zogen und die Zivilbevölkerung versklavten. Ahmad bin Yahya, bin Jabir schreibt in seinem Buch Futuhu-l Bulda’n wie die Siege errungen wurden: Durch Versalzung oder Zerstörung von Aquädukten, liess man die Zivilbevölkerung verdursten um sie zur Aufgabe zu zwingen. Nicht anders als der Prophet Mahumet selbst, der seine Siege u.a. mit Brunnenvergiftungen und das Abbrennen von vitalen Plantagen in der arabischen Halbinsel errang. Die nach den Niederlagen zu zahlenden jährlichen Tributzahlungen (1 Million Derham), sorgten zusätzlich dafür dass die vitale Zivilisation in Punjab verblasste.
Reihân Biruni beschreibt die indische Zivilisation vor der Invasion der Türken:
“Hindus haben unzählige Bereiche der Wissenschaft kultiviert und deren Literatur ist immens.” – “Die Stufenbrunnen sind derart kunstvoll gebaut, dass wenn die Muslime sie erblicken sie nur staunen können, unfähig sie zu beschreiben, geschweige denn etwas vergleichbares nachzubilden.”
Syed Sulaiman Nadvi, Autor des Buches Arab-o-Hind ke Tallukat, beschreibt den wertvollen Beitrag der Mathematiker, Philosophen und Ärzte aus Sindh, und wie sie in Baghdad zahlreiche Texte vom Sanskrit ins Arabische übersetzten. Nach der Zwangsislamisierung dieser Gebiete aber, verschwand der wissenschaftliche Glanz die dort beheimatet war.
Muhammad Ghori
Der nächste verachtenswerte Herrscher in der Reihe der Mohammedaner, war der türkisierte Paschtune Muhammad Ghori, der im 12. Jahrhundert versuchte in den Fussstapfen von Mahmud von Ghazni zu treten, und seine türkischen Sklaven auf die indische Zivilisation los liess. Er zertört, nach Hasan Nizami in seinem Buch Taj-ul-Ma’sir, die Fundamente der bereits zerstörten Tempel und liess an ihre Stelle Moscheen bauen. Nachdem er den Jayachandra von Kanauj besiegt hatte, fängt auch dort das Massaker und Brandschatzen an. Hassan Nizami schreibt dass in Benares, das im Herzen des Hindulandes liegt, er Tausende Tempel zerstören und an deren statt Moscheen errichten liess. Ibn Asir schreibt in Kamil-ut-Tawarikh:
Das Abschlachten der Hindus (in Varanasi) war immens. Keiner wurde verschont, bis auf die Frauen und Kinder.(die später als Sklaven verkauft wurden). Das Gemetzel hielt an bis die Erde selbst ermattete.
Sein General, der Türke Qutbuddin Aibak, war zur selben Zeit damit beschäftigt eine Revolte in Kol (Aligarh) niederzuschlagen. Nizami schreibt dass Götzen und Götzenanbeter in diesem Gebiet komplett zerstört worden sind. 1194 zerstört Aibak 27 Hindu-Tempel um mit deren Bauschutt das Qubbat-ul-Islam zu errichten. Nach einer Revolte der Mher vom Stamm der Ajmer, forderte Aibak Verstärkung aus Ghazni um gegen Anahilwar Patan, die Hauptstadt der Gujarat zu Felde zu ziehen. Schliesslich gelang es ihm 50.000 Ungläubige mit dem Schwert in die Hölle zu schicken. 20.000 Sklaven und unermässlich viele Rinder wurden erbeutet. Die Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht, deren Tempel zerstört, und ihre Paläste ausgeplündert. Aibak zerstörte ausserdem die Universität von Visaladeva, an dessen Stelle er das Fundament für die spätere Moschee “Adhai Din ka Jhompada” legte. 1202 dann übertraf sich Aibak selbst. Nizami schreibt “In Kalinjar wurden die Tempel in Moscheen umgewandelt und Aibak versklavte 50.000 Hindus. Die Erde wurde Schwarz wie Pech, wegen der zahlreichen Hindu-Leichen.”
Ein Höfling bemängelte einmal die Kinderlosigkeit Muhammad Ghoris, woraufhin er erwiderte:
“Andere Monarchen haben vielleicht eins bis zwei Söhne. Ich aber habe Tausende von Söhnen. Meine türkischen Sklaven werden die Erben meines Reiches werden, und sie werden es sein die meinen Namen für die Nachwelt am Leben erhalten werden.”
Und so kam es auch dass neben Aibak, Nasir-ud-Din Qabacha, Tajuddin Yildoz und Ikhtiyar Uddin Muhammad die türkischen Erben seines Reiches wurden.
Sultanat von Dehli
Unter den Sklaventürken herrschte bis 1290 heilloses Chaos. Aibak starb bereits nach vier Jahren Herrschaft an einem Unfall beim Polospiel, und auch seine Nachfolger und die anderen Sultanate waren mehr damit beschäftigt sich gegenseitig zu töten, denn ihre Macht zu konsolidieren. Dennoch geht auch unter ihre Regentschaft das Martyrium der Hindus weiter. In dieser Zeit kam es zu einem Wiederaufleben der Hindus. In Rohilkhand widersetzte man sich immer noch dem türkisch-islamischen Imperialismus. Der Mongole Balban setze unvorstellbare Härte gegen die Hindus ein. In Katihar liess er alle Männer töten und sogar Kinder die erst 8 Jahre alt waren. Dennoch schwächte sich die muslimische Macht über Indien ab, bis zum Aufkommen der Khilji Dynastie (1290-1320). Die Regenschaft von Ala ud-Din Khalji, übertraf mit seiner Härte sogar die von Balban.Die Abwehr der Mongolen erforderte den Aufbau einer riesigen Reiterarmee, die bis zur einer halben Million Mann gezählt haben soll. Das erforderte sehr hohe Steuern, die Bauern (meist Hindus) zahlten die Hälfte der Ernte dafür und wurden so auf das absolute Existenzminimum gedrückt. Es muss nicht extra erwähnt werden dass die Raubzüge und die Zerstörung der Tempel immer noch weiter gingen. Die “Expedition” von Ala ud-Din Khalji führte ihn nach Gujarat. Die Häfen von Surat und Cambay wurden geplündert, dasTempel von Somnath nachdem es zum dritten mal wieder erbaut wurde, abermals zerstört (danach wurde es drei weitere male nach dem Wiederaufbau durch Hindus, wieder von Moslems zerstört). Kampala Devi, die Königin von Gujarat wurde Gefangen genommen, nach Dehli gebracht und dort zwangsweise in das Harem des Türkomongolen Ala ud-Din Khalji gesteckt.
1320 übernahm der Statthalter des Panjab, Ghiyas ud din Tughluk die Regierung, senkte die Steuern und förderte die Landwirtschaft, bis er samt seinem Thronfolger von einem einstürzenden Pavillon erschlagen wurde. Der Attentäter, sein eigner Sohn Muhammed Tughluk (1325-1351) – hochgebildet, aber ein wirklichkeitsfremder Theoretiker- wurde nun Sultan.
Muhammed Tughluks Freigebigkeit und seine Blutvergießen werden von dem Reisenden Ibn Battuta eindringlich beschrieben. Muhammed besetzte schließlich fast ganz Indien (ohne Kaschmir, Orissa und die Südspitze des Kontinents), führte das Sultanat zum letzten Machthöhepunkt und verursachte mit seinen Fehlentscheidungen auch dessen Niedergang. So verlegte er 1327 die Hauptstadt von Delhi nach Deogir („Daulatabad“, 230 km nordöstlich von Bombay), das zwar zentral gelegen, aber kein natürliches Machtzentrum war. Die Bevölkerung Delhis wurde umgesiedelt, aber die neue Hauptstadt nach wenigen Jahren schon wieder aufgegeben. Ein Feldzug nach Tibet endete in einer Katastrophe, die Armee ging im Hochgebirge zugrunde. Als drittes wurde die Einführung einer Kupferwährung ein finanzielles Desaster. Die Währung wurde nicht kontrolliert, so dass sich jedes Haus in eine Münzstätte verwandelte. 1351 verstarb dieser Türke und sein Cousin Firuz Schah Tughluq wurde sein Nachfolger.
Die berühmten und antiken Tempel in Indien waren zu diesem Zeitpunkt alle zerstört worden. Nur in Orissa und Rajasthan nicht, die immer noch ihre Unabhängigkeit behaupteten. Firuz Schah Tughlaq schliesslich nahm sich 1360 Orissa an und zerstörte dort das Tempel Jagannath und zahlreiche Schreine. Die Bildnisse von Jagannath wurden vor den Eingängen und Ausgängen der Moscheen verteilt, damit die Moslems auf sie trampeln konnten. Nach Ossira kam schliesslich eine Insel vor der Küste dran, auf dem 100.00 Jajnagar mit ihren Kindern und Frauen Zuflucht gesucht hatten. “Die Schwertführer des Islam verwandelten die Insel, durch die Massaker an “Kufar”, in ein Bassin voller Blut”. Ein schlimmeres Schicksal wurde den Hindu-Frauen zuteil. Nach den Aufzeichnungen von Sirat-i-Firuz Schahs wurden “Frauen mit Kinder und Schwangere in Fesseln und Ketten gelegt und mussten im Haus eines jeden Soldaten Sklavendienste verrichten”. Firuz Schah Tughlaq machte in Nagarkot (Kangra) weiter. Dort werden die Schreine von Jvalamukhi gebrandschatzt, die Figurine zerstört und ihre Fragmente mit Rinderfleisch vermischt, und als Futterbeutel um den Hals von Brahamen gehängt. Die Hauptfigurine wird als Trophäe nach Medina geschickt.
Timur Lenk
“Glücklicherweise”! blieben die Inder von Cengiz Khan und Timur Lenk weitgehend verschont, wohingegen die Iraner unter beiden, das größte Genozid ihrer Geschichte erlitten. Dennoch bekamen auch die Inder die Brutalität Timur Lenks zu spüren. Sein Eroberungsfeldzug begann Timur mit einem Zitat aus dem Koran: “O Abgesandter Allahs, führe Krieg gegen die Andersgläubigen und Ungläubigen, und bestrafe sie hart”. Tuzk-i-Timuri: “Mein Ziel Hindustan zu besetzen liegt darin Krieg gegen die Ungläubigen Hindus zu führen, so dass die Armee des Islam etwas vom Reichtum der Hindus abbekommt. Er fing damit an den Stützpunkt Kator an der Grenze zu Kashmir anzugreifen. Er befahl seinen Soldaten alle Männer zu töten und die Kinder und Frauen Gefangen zu nehmen, zu plündern, alles in Schutt und Asche zu legen und aus den Köpfen der Ungläubigen Türme zu bauen. Als nächstes belagerte er Bhatnir, wo die Belagerten kurz danach aufgaben, nachdem Timur versprochen hatte sie zu begnadigen. Sein islamisches Versprechen aber war nichts Wert. Tuzk-i-Timuri:
In kürzester Zeit kamen alle durch das Schwert zu Tode. Innerhalb einer Stunde rollten 10.000 Köpfe der Ungläubigen. Das Schwert des Islam wurde im Blut der Ungläubigen gereinigt. Die Güter, die Reichtümer und das gelagerte Korn wurden Beute meiner Soldaten. Sie setzen jedes Haus in Feuer und verwandelten sie zu Asche. Die Gebäude des Stützpunktes wurden ebenfalls dem Boden gleichgemacht.
In der nächsten Stadt Sarsuti wiederholt sich das Spiel. In Loni wo einige Moslems unter den Hindus lebten, ordnete er die Muslime zu verschonen und die Hindus zu töten. Bis dahin hatte Timur 100.000 Hindus gefangen, als er sich auf das Gefecht mit den Tughluk vorbereitete. Sein Berater sagte Timur dass die 100.000 Gefangenen nicht zurückgelassen werden konnten, und dass es gegen ihre Kriegsregeln verstossen würde die Ungläubigen frei zu lassen. Daraufhin ordnete Timur ihre Ermordung durch das Schwert an. Er befiehlt, dass jeder der Ungläubige Hindus als Gefangene hält, diese sofort töten müsse. Wer sich dem widersetzt soll selber umgebracht und dessen Besitz an den Informanten übergeben werden.
Die Tughluk-Armee wurden am nächsten Tag geschlagen und Timur betrat Delhi, wo viele Hindus aus dem Umland, mit ihren Familien und ihren Gütern Zuflucht gesucht hatten. Er ordnete an die Hindus und ihr Besitz zu ergreifen. Tuzk-i-Timuri:
Viele der Hindus zogen ihre Schwerter und verteidigten sich. Die Flammen des Kampfes erleuchteten die ganze Stadt, von Jahanpanah und Siri bis nach Old Delhi. Die Hindus setzen ihre Häuser, samt Frau und Kinder eigenhändig in Brand, um daraufhin in die Schlacht zu ziehen um getötet zu werden. Die Kämpfe dauerten von Donnerstag bis Nachts am Freitag an, und etwa 15.000 Türken waren damit beschäftigt Menschen abzuschlachten, zu plündern und zu zerstören. Als am Freitag der Tag anbrach, ging meine ganze Armee in die Stadt und hatte nichts anderes im Sinn als zu töten, zu plündern und Gefangene zu nehmen. Am nächsten Tag ging das Gemetzel weiter. Die Beute war so groß dass jeder etwa 50 bis 100 Gefangene Männer, Frauen und Kinder gemacht hatte. Kein Mann hatte weniger als 20 Gefangene. Die Beute in Form von kostbaren Steinen, Gold Silber und Seide war enorm. Die goldenen und Silbernen Ornamente der Hindu-Frauen übertraf jede Vorstellungskraft. Ausser den Stadtteilen der Saiyids, der Ulama und andere Muselmannen, war die ganze Stadt gebrandschatzt.
Fazit
Unerwähnt bleibt hier die Zeit der Großmogulen die ebenfalls mit Härte regierten, dennoch nicht mit den vorherigen türkischen Fremdherrscher zu vergleichen waren. Schah Jahan der das Taj Majhal bauen liess, unternahm alleine 48 Strafexpeditionen gegen Nichtmuslime, und das innerhalb von nur 30 Jahren. Die anderen Mogule standen ihm in nichts nach. Mit den Marathen übernahm dann endlich wieder eine indische Großmacht die Kontrolle, bis die Briten von Indien Besitz ergriffen. Insgesamt wird der Anzahl der getöteten Hindus zwischen 1000 und 1500 mit 80.000.000 beziffert (Prof. K.S. Lal – Growth of Muslim population in India). Unerwähnt blleiben in diese Aufzählung die modernen Genozide die in Bangladesh und Pakistan ausgeführt worden sind. Zudem sollte der Leser dieses Artikels bedenken, dass hier nur an der Oberfläche gekratzt worden ist und die Gräueltaten ganze Bücherwände füllen. Der Begriff Hindukusch ist übrigens nichts weiter als eine Direktive Hindus zu töten. Selbst Hindus die zum Islam konvertierten waren vor Diskriminierung nicht sicher. Es gab ein neues Kastensystem die dort von Ziauddin al-Barani in der Fatawa-i Jahandari etabliert wurde. Hindus wurden durch diese Fatwa der “Ajlaf”-Kaste zugeordnet und waren der Diskriminierung der “Ashraf”-Kaste ausgesetzt. (Aggarwal, Patrap (1978). Caste and Social Stratification Among Muslims in India. Manohar.)
An der Geschichte Indiens kann man gut ersehen wie gut sich Türken in bestehende Kulturen integrieren und wirklich in jedem Bereich eine Bereicherung darstellen. Bleibt nur das Ganze mit einem Zitat unseres Menschenfreundes Erdogan im Jahre 2008 abzuschliessen:
“Die türkische Gemeinschaft und der türkische Mensch, wohin sie auch immer gehen mögen, bringen nur Liebe, Freundschaft, Ruhe und Geborgenheit mit sich. Hass und Feindschaft können niemals unsere Sache sein. Wir haben mit Streit und Auseinandersetzung nichts zu schaffen.”
Quelle : http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2005-35/artikel-2005-35-das-land-wo-blut.html
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Islamisches Spanien
800 Jahre lang stand Spanien unter islamischer Herrschaft. Die maurische Epoche gilt als das goldene Zeitalter der kulturellen Blüte und der religiösen Toleranz unter Muslimen, Christen und Juden. Der Mythos von al-Andalus – zu schön, um wahr zu sein.
Von Eugen Sorg
Jede Zeit, jede Kultur, ja jede soziale Gruppe schafft sich Mythen, in denen sie sich ihrer selbst vergewissert. Herkunftslegenden, Seinsparabeln, kleiner Aberglauben und grosse Vorsehung laden die kalte Zufälligkeit der Existenz mit Sinn auf, ordnen das Weltchaos in Gut und Böse und verwandeln Menschenhaufen in Gemeinschaften mit Seele und Tradition. Mythen sind wie magische Spiegel, die dem Betrachter jenes Bild zurückwerfen, das er von sich und seinesgleichen haben möchte.
Einer der Lieblingsmythen der gebildeten Stände des Westens ist derjenige vom Glanz und Niedergang des maurischen Spanien. Die fast achthundert Jahre dauernde Epoche von al-Andalus, wie die Halbinsel von ihren arabischen Bewohnern genannt wurde, gilt als goldenes Zeitalter der Wissenschaften und der Künste und der christlich-jüdisch-islamischen Harmonie – unter dem Schutz eines toleranten, milden, von Vernunft durchwalteten Islam. «Für einen kurzen historischen Moment», schwärmt etwa der Herausgeber von «Das Wunder von al-Andalus», einer jüngst publizierten Sammlung arabischer und hebräischer Gedichte aus dem maurischen Spanien, «wurde der Traum von einem friedlichen Miteinander Wirklichkeit.» Ein Traum, der 1492 mit dem Abschluss der inquisitorisch-katholischen Reconquista Granadas und der Vertreibung der Muslime und Juden aus Spanien wieder ausgelöscht worden sei.
Die Erfindung des muslimischen Spanien als Ort überlegenen Menschtums findet vor 250 Jahren in der Aufklärung statt und wird bis heute in unzähligen Versionen erneuert. Immer bedienen diese die Interessen der jeweiligen Zeit. Der sklerotisch erstarrten katholischen Kirche wird von den französischen Aufklärern eine idealisierte, gleichsam deistisch geläuterte islamische Gegenwelt ohne Papst, Dogma oder Scheiterhaufen vorgehalten. Wie der Rousseausche edle Wilde wird auch die Figur des edlen Muslim oder Orientalen von Pierre Bayle, Montesquieu, Voltaire und anderen zum zivilisa-tionskritischen «Tugendmodell und Beschämungsinstrument» (Siegfried Kohlhammer) ausgeformt. In Herders pädagogisierender Menschheitsutopie schliesslich erscheinen die Hispano-Araber als «Lehrer Europas», die mit dem «orientalischen Genius», mit dem «hellen Licht» ihrer Kultur die abendländische «Dunkelheit» beendet hätten.
Die Romantik wiederum mit ihrer Sehnsucht nach Vergangenem und Verwunschenem findet in den maurischen Überlieferungen und Legenden ein ideales Dekor für Geschichten von Ritterlichkeit, Ehre und selbstloser Liebe. Chateaubriand («Le dernier Abencérage», 1826) und Washington Irving («Tales of the Alhambra», 1832) lösen mit ihren Büchern einen «Granada- und Alhambra-Kult» aus, in dessen Folge ein nicht mehr abbrechender Kulturtourismus mit entsprechenden Reiseberichten entsteht. Noch 1912 lässt sich zum Beispiel Rainer Maria Rilke in einem Brief aus Spanien vernehmen: «Übrigens müssen Sie wissen, ich bin seit Córdoba von einer beinah rabiaten Antichristlichkeit, ich lese den Koran, er nimmt mir, stellenweise, eine Stimme an, in der ich so mit aller Kraft drinnen bin, wie der Wind in der Orgel.»
Paläste, Gärten und Gewalt
Der Orientalist Bernard Lewis hat bemerkt, dass der «Mythos spanisch-islamischer Toleranz besonders von jüdischen Gelehrten gefördert wurde, denen er als Stock diente, um ihre christlichen Nachbarn zu schlagen». Einer der Hauptgründe dafür war die lang anhaltende Weigerung des christlichen Europa, die Emanzipation der Juden anzuerkennen. Jüdische Intellektuelle führten dagegen den historischen Musterfall von al-Andalus ins Feld, «jene schöne und unübertroffene Zivilisation», wie der englische Staatsmann und Schriftsteller Disraeli mit mahnendem Unterton lobpries («Coningsby», 1844), in der «die Kinder Ismaels (die Araber) die Kinder Israels mit gleichen Rechten und Privilegien belohnten. Während dieser seligen Jahrhunderte fällt es schwer, die Gefolgsleute Mose von den Anhängern Mohammeds zu unterscheiden. Beide erbauten sie Paläste, Gärten und Brunnen, versahen gleichberechtigt die höchsten Staatsämter, konkurrierten in einem in die Ferne reichenden und aufgeklärten Handel und wetteiferten miteinander an berühmten Universitäten.»
Und in den letzten Jahren schwingt bei der Erwähnung von al-Andalus ein beschwörender Klang mit. Die pazifistischen Eliten Europas sind verschreckt, verwirrt und beleidigt durch nicht enden wollende Gewalt und Krieg im Nahen Osten und durch das Vordringen islamischen Terrors in die eigenen Städte. «Nur Öffnung, nur Kontakt ist fruchtbar», ruft der erwähnte Herausgeber der Gedichtsammlung einer imaginären Öffentlichkeit unter Verweis auf das märchenhafte Maurenreich zu, «Abkapselung und Kampf sind tödlich. Die Symbiose von arabischer und hebräischer Sprachkultur, von muslimischem und jüdischem Geist bringt Wunder hervor – ihre Konfrontation kann nur Ungeheuer gebären. Das ist die Lektion von al-Andalus; sie ist bis heute folgenlos geblieben, in Spanien und überall sonst, zum Schaden der Menschheit.»
Einen Mythos erkennt man nicht in erster Linie am gehobenen, hymnischen Ton, sondern vor allem an der Hartnäckigkeit, mit der er Realität und Zeit widersteht. So ignorieren die maurophilen Verklärungen und die damit einhergehenden Verdammungen der christlichen Intoleranz systematisch, dass sich die arabische Dominanz in Spanien einer kriegerischen Invasion und gewaltsamen Herrschaftssicherung verdankte. Nach einem Verrat des byzantinischen Exarchen von Ceuta hatte im Jahre 711 ein arabisches Heer unter Führung des Berberkommandanten Tarik nach Gibraltar (Dschabal al-Tarik, der Felsen des Tarik) übergesetzt und kontrollierte kurze Zeit darauf grosse Teile Spaniens. Es war der westlichste Teil des islamischen Imperiums, das sich von Lissabon bis an den Indus erstreckte. Nur hundert Jahre hatten die Nachfolger des 632 gestorbenen Glaubensstifters Mohammed gebraucht, um das gewaltige Gebiet zu erobern.
Von al-Andalus aus lancierten arabische Truppen und Banden regelmässige Razzien (al-ghazw, arab. der Raubzug) bis tief ins Hinterland der christlichen Barbaren. Sie plünderten sich wiederholt durch das Rhonetal, terrorisierten Südfrankreich, besetzten Arles, Avignon, Nîmes, Narbonne, welches sie 793 in Brand setzten, verwüsteten 981 Zamora und deportierten 4000 Gefangene. Vier Jahre darauf brannten sie Barcelona nieder, töteten oder versklavten sämtliche Bewohner, verwüsteten 987 das portugiesische Coimbra, welches daraufhin sieben Jahre lang unbewohnt blieb, zerstörten León mitsamt Umgebung. Verantwortlich für letztere Operationen war der Amiriden-Herrscher al-Mansur, «der Siegreiche» (981–1002), bekannt geworden dafür, dass er alle philosophischen Bücher, deren er habhaft werden konnte, verbrannte, und der während seiner Regentschaft rund fünfzig Feldzüge anführte – regelmässig einen im Frühling und einen im Herbst. Sein berühmtester wurde jener von 997 gegen die heilige Pilgerstadt Santiago de Compostela. Nachdem er sie dem Erdboden gleichgemacht hatte, traten ein paar tausend christliche Überlebende den Marsch in die Sklaverei an. Mit sich schleppten sie die Glocken von Compostela ins tausend Kilometer entfernte Córdoba, wo diese zu Lampen für die Moschee umgeschmolzen wurden. (Ein Vierteljahrtausend später eroberten die Kastilier Córdoba zurück, und die wiederhergestellten Glocken wurden nach Compostela zurückgebracht, auf den Rücken von muslimischen Gefangenen.) Die nordafrikanischen Berberdynastien der Almoraviden und Almohaden, die im 11. und 12. Jahrhundert die Macht in al-Andalus an sich rissen, setzten die Praxis der räuberischen Raids fort.
Während der ganzen Epoche kreuzten auch islamische Seefahrer und Piraten an den Küsten Südfrankreichs, Italiens, Sardiniens, Siziliens, Griechenlands auf. Ihre verheerenden Überfälle hatten die Entvölkerung ganzer Landstriche zur Folge, wie viele zeitgenössische Berichte dokumentieren. Kreta, überliefert eine Chronik, wurde 827 während zwölf Tagen geplündert, und die Einwohner von 29 Städten wurden in die Sklaverei getrieben. Eine andere Chronik erzählt vom Fall von Syrakus nach neunmonatiger Belagerung im Jahre 878: «Tausende Menschen wurden umgebracht, und es fiel dort Beute an wie niemals zuvor in einer anderen Stadt. Einige wenige konnten entkommen.»
Die Truppen der Emire und Kalifen bestanden zum Teil aus grossen Kontingenten von Nichtmuslimen. Die Raubzüge stellten – neben dem Auffüllen der Herrscherkasse – den Nachschub an Kampfsklaven sicher, aber ebenso denjenigen an Feldsklaven oder frischen Haremsgespielinnen. Und sie hatten noch einen weiteren Zweck, wie der Historiker al-Maqqari aus dem nordafrikanischen Tlemcen im 17. Jahrhundert erklärte. Der Terror, schrieb er, welchen die arabischen Reiter und Seeleute verbreiteten, habe die spätere Eroberung erleichtert: «Allah, auf diese Weise wurde eine solche Angst unter den Ungläubigen gesät, dass sie es nicht wagten, sich zu rühren und gegen die Eroberer zu kämpfen; nur als Bittsteller näherten sie sich diesen und flehten um Frieden.»
Rohe Brutalität, Versklavung, Brandschatzung waren die Praxis aller Armeen der damaligen Zeit. Aber die «Masslosigkeit, die Regelmässigkeit und der systematische Charakter der Verwüstungen», urteilt die britisch-ägyptische Historikerin Bat Ye’or, unterscheide die islamo-arabische Expansion von kriegerischen Unternehmungen der damaligen griechischen, slawischen, lateinischen Heere, und mache sie zur «vielleicht grössten Plünderungsaktion der Geschichte».
Die muslimischen Kombattanten waren getragen von der Idee des Dschihad, des heiligen Krieges, eines bis heute zentralen Begriffs im Islam. Ihr Glaube unterteilte die Welt in das Dar al-Islam (Haus des Islam), in dem das Gesetz Allahs herrscht, und in das Dar al-Harb (Haus des Krieges), Wohnsitz der Ungläubigen, das heisst aller Nichtmuslime. Das Ziel des Dschihad ist es, die Völker der Erde unter das Gesetz Allahs, unter die Scharia zu bringen. Solange noch Harbi, Ungläubige existierten, konnte es für die Muslime, für «die beste Gemeinschaft, die unter den Menschen entstanden ist» (Koran, Sure 3:110), höchstens vorübergehende Waffenruhe, aber keinen Frieden geben. «Der Dschihad ist eine heilige Aufgabe», schrieb im 14. Jahrhundert Ibn Khaldun, Politiker, Soziologe und Abkömmling einer adligen Araberfamilie aus al-Andalus, «wegen der Universalität der islamischen Mission und der Verpflichtung, jedermann zum Islam zu bekehren, sei es durch Überzeugung oder durch Gewalt.» Und: «Der Islam hat den Auftrag, Macht über die anderen Nationen zu gewinnen.»
Tribut oder Tod
Um das Jahr 610 war dem damals 40-jährigen, bescheidenen Kaufmann Mohammed aus Mekka zum ersten Mal der Erzengel Gabriel erschienen. Und als er 22 Jahre später starb, war er der mächtigste Mann Arabiens. Mohammed hatte die meisten Stämme der Halbinsel unter dem von ihm gestifteten Islam vereint. Als charismatischer Heerführer hatte er Karawanen überfallen und Oasen geplündert und als Richter über Tod oder Leben der Gefangenen und die Verteilung der Beute verfügt. Er hatte zwei der drei jüdischen Stämme von Medina, die sich nicht bekehren liessen, ausgeraubt und aus der Stadt vertrieben. Als finsterer orientalischer Leviathan hatte er die Ausrottung aller Männer des dritten, des Stammes der Banu Quraiza, angeordnet und deren Frauen und Kinder versklavt. Und als Prophet konnte er für jede seiner Entscheidungen göttliche Offenbarung geltend machen.
«In der Nacht wurden quer über den Marktplatz der Stadt Gräben ausgehoben, gross genug, um die Leichen der Männer [des Stammes der Banu Quraiza] aufzunehmen. Am Morgen befahl Mohammed, der selber zu den Zuschauern der Tragödie gehörte, dass die männlichen Gefangenen in Gruppen von jeweils fünf oder sechs herbeigeführt werden sollten. Jede Gruppe hiess man dann in einer Reihe am Rande des Grabens niedersitzen, der bestimmt war, ihr Grab zu werden; dort wurden sie enthauptet und die Leichen hinabgestossen. Die Schlächterei, die am Morgen begonnen hatte, dauerte den ganzen Tag und wurde bei Fackelschein bis in den Abend fortgesetzt. Nachdem er so den Marktplatz mit dem Blut von sieben- oder achthundert Opfern getränkt und den Befehl erteilt hatte, die Erde über den Leichen zu glätten, liess Mohammed das furchtbare Schauspiel hinter sich, um bei den Reizen Rihanas Trost zu finden, deren Ehemann und männliche Verwandte alle gerade in dem Massaker umgekommen waren.» (Sir William Muir, «The Life of Mohammed», in: Ibn Warraq, «Warum ich kein Muslim bin».)
Ausgehend vom exemplarischen Leben Mohammeds, wie es im Koran und im Hadith, den Überlieferungen seiner Worte und Taten, festgeschrieben stand, entwickelten Generationen von muslimischen Rechtsgelehrten eine Dogmatik des heiligen Krieges. Eine der folgenreichsten Verkündungen Mohammeds lautete: «Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und den Jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Allah und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören – von denen, die die Schrift erhalten haben [Juden und Christen] –, bis sie kleinlaut aus der Hand Tribut entrichten» (Sure 9:29). Sie sanktionierte nicht nur die Pflicht zum Dschihad, sie eröffnete auch die Möglichkeit, den besiegten Feinden eine Art Vertrag, Dhimma, zu gewähren, der sie in den Status von Tributpflichtigen, Dhimmi, versetzte. Gegen das Entrichten einer Kopf- und Landsteuer erkaufte sich der unterworfene Ungläubige das Recht auf Leben, Besitz, Ausübung seiner Religion – als Angehöriger des Dar al-Harb, des aussermuslimischen Kriegsgebietes, hatte er das nicht gehabt.
In allen islamisierten Ländern, auch in al-Andalus, kam die Einrichtung der Dhimma zur Anwendung. Obwohl sie weniger ein Vertrag als ein erpresserisches Arrangement war – Tribut oder Tod –, übte sie eine zivilisierende Wirkung aus. Der Dschihad war aus der Tradition der Beuteökonomie räuberischer Wanderbeduinen hervorgegangen, die auch die Kerntruppen der grossislamischen Okkupationen bildeten. Die Idee nun einer verbindlichen Übereinkunft mit den Unterworfenen, eines auf sakraler Grundlage vereinbarten Verzichts auf übliche Plünderung, Massaker, Versklavung, mässigte die Grausamkeit der Beduinen, «zügelte die Barbarei des Krieges» (Bat Ye’or). Und sie machte den Dschihad effizienter.
Die modernen Liebhaber des maurischen Spanien erblicken, mit erstaunlicher Logik, in der Dhimma einen schlagenden Beweis für al-Andalus’ Toleranz. «Die neue islamische Politik», schreibt beispielsweise die Yale-Professorin María Rosa Menocal in ihrem Buch «The Ornament of the World», «hat nicht nur das Überleben der Christen und Juden ermöglicht, sondern sie gemäss koranischem Auftrag im Grossen und Ganzen beschützt.» Doch der «Schutzvertrag» verdankte sich keiner grossherzigen ökumenischen Inspiration, keinem «pankonfessionellen Humanismus», wie ein amerikanischer Journalist neulich träumte. Er gehorchte dem weltlichen Prinzip der Utilitas, der pragmatisch-schlauen Nützlichkeit.
Der Schutzvertrag wird auch Pakt Umars genannt, nach Umar (634–644), dem zweiten Kalifen, der seine Anhänger aufforderte, die Dhimmi zu schützen, weil es der Wille des Propheten sei und weil «sie für den Lebensunterhalt eurer Familien sorgen». Und einer der Gefährten des Propheten wurde gefragt, so die Überlieferung, wozu die Tributpflichtigen für die Muslime gut seien. «Sie helfen dir», so die Antwort, «deiner Armut zu entkommen, um dich mit dem Reichtum zu versorgen, über den du verfügst.» Das System des Tributs, geleistet in Form von Geld, Naturalien oder Arbeit, wurde denn auch «die erste (und wichtigste) Quelle» (Bat Ye’or) des wirtschaftlichen Wohlergehens der Umma, der islamischen Gemeinschaft.
Nur schon die demografische Realität zwang die Muslime zu einer Bürokratisierung und Verrechtlichung der Mittelbeschaffung. Sie standen als fremde Eroberer während langer Zeit einer riesigen Mehrheit Einheimischer christlichen und jüdischen Glaubens gegenüber. Der machtsichernde Transfer von Ressourcen und Wissen wurde gewährleistet, indem der Kalif die Vorsteher der Dhimmi-Gemeinden, die Rabbiner und Bischöfe mit hohen Positionen in Wirtschaft und Verwaltung betraute. Als Befehlsempfänger und privilegierte Nutzniesser der islamischen Macht waren diese bereit, die eigenen Leute auch dann noch auszupressen, wenn die Tributforderungen längst das erträgliche Mass überschritten hatten.
Gleichzeitig sorgte ein theologisches, politisches und alltägliches Regelwerk für die permanente Erniedrigung und «rituelle Demütigung» (Bernard Lewis) der nichtmuslimischen Bevölkerung. Der hochgeachtete Gelehrte Ibn Abdun beispielsweise, Vertreter der malikitischen Rechtsschule, die sich in al-Andalus durchgesetzt hatte, verfasste um 1100 in Sevilla ein längeres juristisches Gutachten. Darin heisst es unter anderem:
«Ein Muslim darf einen Juden nicht massieren, auch nicht einen Christen. Er darf nicht ihren Abfall beseitigen und nicht ihre Latrine reinigen; es ist angemessener, dass Juden und Christen dieses Gewerbe ausüben, denn es ist das Gewerbe der am meisten Verachteten» (Nr. 153).
«Man darf nicht zulassen, dass ein Steuereintreiber, Polizist, Jude oder Christ, sich wie ein Notabler, ein Jurist oder ein Reicher kleidet, sondern man muss sie hassen, den Verkehr mit ihnen meiden und darf sie nicht mit ‹Der Friede sei mit dir› grüssen, denn ‹der Satan hat von ihnen Besitz ergriffen und sie das Gedenken Allahs vergessen lassen. Sie gehören zur Partei des Satans. Wahrlich, die zur Partei Satans gehören, werden ja (letzten Endes) den Schaden haben› (Sure 58:19). Sie müssen ein Abzeichen tragen, an dem man sie erkennt, das ihnen zur Schande gereicht» (Nr. 169).
«Man darf dem Juden und auch dem Christen kein wissenschaftliches Buch verkaufen, es sei denn, der Verfasser bekenne sich zu ihrer Religion, denn sie übersetzen wissenschaftliche Bücher und schreiben sie ihren Anhängern und Bischöfen zu, während ihre Verfasser Bischöfe sind» (Nr. 206).
Die religiöse «Apartheid» setzte sich in einer scharfen sozialen Schichtung fort. An der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie al-Andalus’ stand das Herrenvolk der arabischen Stammesverbände. Aufgebrochen aus den unwirtlichsten Gegenden der Welt, hatten sie sich der fruchtbaren Flusstäler Spaniens bemächtigt. In steter Rivalität untereinander um die lukrativsten Positionen im neuen Reich, waren sie sich einig in der Verachtung der nordafrikanischen Berber. Diese, von den Arabern zwangsislamisiert und ihnen als Klienten unterstellt, mussten mit den trockenen Berg- und Steppengebieten vorlieb nehmen und schauten ihrerseits herab auf die Muwallad, auf die zum Islam konvertierten Einheimischen. Die Herablassung aller wiederum traf die Ungläubigen, die in den Städten in Gettos lebten, deren Zeugnis vor Gericht nichts galt, denen es verboten war, auf einem edlen Tier wie dem Pferd zu reiten oder sexuelle Beziehungen zu muslimischen Frauen zu haben und diese zu heiraten, und die in der ständigen Furcht leben mussten, wegen Gotteslästerung angeschwärzt und zum Tode verurteilt zu werden. Sozial tiefer standen nur noch die Sklaven.
Ein kurze Periode einmaliger und relativer interreligiöser Duldsamkeit erlebte al-Andalus in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter Abdurrahman III. (912–961), dem Kalifen von Córdoba, und seinem bibliophilen Nachfolger al-Hakam II. (961–976), der eine Bibliothek mit 400000 Bänden angelegt haben soll. Nach Konstantinopel und Bagdad galt die Stadt als wichtigstes politisches und kulturelles Zentrum der damaligen Welt. Mit Skrupellosigkeit hatte Abdurrahman das in Teilreiche zerfallene Land wieder vereinigt und mit Umsicht organisiert. Der wirtschaftliche Aufschwung – nicht zuletzt bewirkt durch die Friedfertigkeit der christlichen Fürstentümer, welche die Heereskosten senkte, und durch eine aussergewöhnliche Serie ertragreicher Ernten – nahm etwas Druck von den Dhimmi weg, ermöglichte eine beispiellos verschwenderische Hofführung und lockte grosse europäische Gesandtschaften und die Spitzen der internationalen Intelligenz und Kunst nach Córdoba. Luxus und Weltläufigkeit erzeugten eine «Scheinblüte multikultureller Toleranz», wie der Orientalist Hans-Peter Raddatz schreibt, «deren Bestand weniger vom Geist des Islam, sondern von seiner Fähigkeit abhing, den Strom der Tribute aufrechtzuerhalten».
Abdurrahman war der erste der Herrscher von al-Andalus, der einen Juden, den Arzt Chasdai Ben Schaprut, in hohe Staatsdienste aufnahm. Dieser wird als einer der fähigsten Männer seiner Zeit geschildert. Noch weitere Juden sollten in höchste Positionen gelangen, so Samuel Ibn Nagrella, der vom Berberkönig Habus von Granada zum Wesir, zum Minister und Hauptberater, ernannt wurde. Samuel Ibn Nagrella war Gelehrter, Heerführer, schrieb Kriegsepen, Lyrik und 22 Werke über hebräische Grammatik und sprach sieben Sprachen. Der bedeutendste Historiker al-Andalus’, Ibn Hayyan, schrieb über seinen Zeitgenossen: «Dieser Mann, der verdammt ist, weil Gott ihn nicht die wahre Religion hatte kennen lassen, war ein überlegener Mensch. Er besass ausgedehnte Kenntnisse und duldete mit Langmut unwürdige Behandlung.»
Juden in hohen Stellungen galten als etwas verlässlicher als Christen, welche unter latentem Verdacht standen, verräterische Parteigänger der feindlichen Christenstaaten zu sein. Und gegenüber muslimischen Würdenträgern hatten sie den Vorteil, dass sie dem Kalifen oder Sultan nie bedrohlich werden konnten. Sie hatten keine tribalen oder familiären Verbindungen zum Hof, konnten als Ungläubige nie hoffen, selber die Macht zu erlangen, und verdankten ihre durch die Scharia verbotene Stellung einzig dem willkürlichen Entscheid ihres Herrschers – was eine starke Loyalität schuf.
Nachdem Samuel Ibn Nagrella 1056 unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen war, übernahm sein Sohn Josef, ebenfalls ein begabter Gelehrter, seine Ämter. 1066 kam es zu einem antijüdischen Pogrom. Die mehreren tausend Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Granada wurden erschlagen, mit ihnen auch der jüdische Wesir. Pamphlete und Gedichte wie dasjenige des frommen Rechtsgelehrten Abu Ishaq hatten die Stimmung vorbereitet: «Diese Juden, die früher auf den Abfallhaufen einen Fetzen buntes Tuch suchten, um ihre Toten zu begraben, […] haben nun Granada unter sich aufgeteilt […]. Sie ziehen Tribute ein und kleiden sich hochelegant […], und der Affe Josef hat sein Haus mit Marmor ausgelegt […]. Eilt, um ihm die Kehle durchzuschneiden; er ist ein feister Hammel, nehmt ihm sein Geld weg, denn ihr verdient es eher als er!»
In unerträglicher Weise entehrt
Der berühmteste Jude des maurischen Spanien, der grosse Philosoph und Arzt Maimonides, verfasste sein Werk in Kairo im Exil. Als er 1149 als Vierzehnjähriger mit seiner Familie vor den Judenverfolgungen aus Córdoba floh, existierten bereits kaum mehr christliche oder jüdische Gemeinden in al-Andalus. Später schrieb er in einem oft zitierten Brief an die Juden des Jemen, die von den dortigen Pogromen berichtet hatten: «Bedenkt, meine Glaubensgenossen, dass Gott uns unserer grossen Sündenlast wegen mitten unter dieses Volk, die Araber, geschleudert hat […]. Nie hat uns ein Volk so beschwert, erniedrigt, gedemütigt und gehasst wie sie […], wir wurden von ihnen in unerträglicher Weise entehrt.»
Al-Andalus hat ein reiches lyrisches Vermächtnis hinterlassen. In arabischer und hebräischer Sprache wird die Natur besungen, der Weingenuss, die Liebe zu Jünglingen, die Vergänglichkeit des Lebens. Die Raffinesse, die Schönheit, die Frivolität der Gedichte zeugen von der geistigen Freiheit und Libertinage einer schmalen städtischen und höfischen Elite, welche sich von den starren Vorschriften einer strengen Gotteslehre weit entfernt hat. Auffällig ist aber auch der hohe Anteil an Lobpreisungs- und Schmeichelpoesie: Fast alle Dichter haben viele Hymnen an die Mächtigen verfasst. Dies verweist auf ein anderes Merkmal ihrer Lebensweise. Nicht nur die Hofjuden, sondern auch Dichter und Gelehrte, die Wissenschaft und die Kunst generell waren Teil eines orientalischen Klientelsystems.
Der Herrschermäzen erteilte den Auftrag, und er hatte die Macht, den Künstler in den Kerker zu werfen, wenn ihm das Resultat nicht gefiel. Nur er konnte ihn vor den Nachstellungen einer fanatischen Theologie schützen oder vor der Rachsucht eines anderen Mäzens. Wofür er sich entschied, hing ab von seiner Laune oder seiner momentanen Interessenlage. Der Künstler oder Gelehrte war seinem Herrn auf Leben und Tod ausgeliefert, und er hatte allen Grund, diesen bei guter Stimmung zu halten.
Noch prekärer wurde der Status des Gelehrten durch die instabilen politischen Verhältnisse. Die Epoche von al-Andalus war geprägt von Aufständen, Semi-Anarchie, Bürgerkrieg, Vagantentum, Thronkämpfen, Eroberungen und Rückeroberungen. Zeiten der Ruhe waren selten. Der schützende Mäzen konnte plötzlich weg sein, ermordet vom Bruder, verjagt vom Konkurrenten eines anderen Stammes. Die Biografien vieler maurischer Gelehrter widerspiegeln diese Situation. Sie erzählen von Flucht, Neuanfang, Verbannung, von Verstellung, List und Hintersinn. Wie diejenige des grossen Gelehrten Averroës (1126–1198), dem die neuzeitliche europäische Philosophie so viel verdankt.
Von seiner Audienz beim Almohaden-Sultan Jusuf I. berichtete Averroës: «Nachdem der Herrscher der Gläubigen mich nach meinem Namen gefragt hatte, ebenso nach meiner Herkunft, begann er das Gespräch mit den Worten: ‹Was denken sie (das sind die Philosophen) über den Himmel und die Welt? Betrachten sie sie als ewig oder als geschaffen?› Es überkam mich eine Mischung von Scham und Angst. Ich versuchte mich zu rechtfertigen, indem ich sagte, ich befasse mich nicht mit Philosophie […]. Der Herrscher der Gläubigen bemerkte meine Verwirrung. Er wandte sich an Ibn Tufail [Philosoph und Freund des Averroës] und begann mit ihm über das Problem zu disputieren, das er mir vorgetragen hatte. Er erinnerte an das, was Aristoteles, Platon und die anderen Philosophen darüber gelehrt hatten […]. Auf diese Weise fand ich zu meiner Gelassenheit zurück, so dass ich am Ende das Wort ergriff und er erfahren konnte, was ich darüber dachte. Als ich mich verabschiedete, gebot er, mir als Geschenk Geld, ein kostbares Ehrenkleid und ein Reitpferd zu überreichen.»
Averroës wurde Leibarzt des Sultans und kommentierte in dessen Auftrag die Werke des Aristoteles. Als der Sultan starb, erliess sein Nachfolger Sultan Jakub «al-Mansur» 1195 ein Dekret, in dem die Philosophie und die «griechischen» Wissenschaften verurteilt wurden. Die Bücher Averroës’ wurden ins Feuer geworfen, der Philosoph vor der Moschee von Córdoba an den Pranger gestellt und anschliessend für drei Jahre verbannt. Kurz nach seiner Freilassung starb er.
Al-Andalus ist nicht nur für die maurophilen Bildungsbürger ein mythisches Wunschland. In einer der Wohnungen der islamistischen Attentäter, die am 11. März 2004 in Madrider Zügen 191 Leute getötet und Hunderte verletzt hatten, fand die Polizei ein Bekennervideo. Die Terrorislamisten rechtfertigten darauf ihren Anschlag mit dem Verweis auf al-Andalus, das Land, das einst zum Dar al-Islam gehörte.
Siegfried Kohlhammer: «Ein angenehmes Märchen».
In: Merkur, Heft 651, 2003
Bat Ye’or: Der Niedergang des orientalischen
Christentums unter dem Islam. Resch, 2002. 572 S., Fr. 43.70
Richard Fletcher: Moorish Spain. University of
California Press, 1992. 21.50 Euro (über http://www.amazon.de)
Ibn Warraq: Warum ich kein Muslim bin.
Matthes & Seitz, 2004. 522 S., Fr. 50.50
Arnold Hottinger: Die Mauren.
Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2005. 495 S., Fr. 48.–